Hallöchen!

Wir sind jetzt seit knapp sechs Wochen in den Staaten. Seit ungefähr zwei Wochen beschäftigt uns das Thema Kindergarten ziemlich viel. Bevor wir Ende Oktober in die Staaten geflogen sind war ick mir sicher, dass ich den Mini Chef während der drei Monate hier nicht in den Kindergarten schicken werde. Ich dachte, dass wäre zu viel für ihn. In Deutschland aus seiner gewohnten Gruppe raus, hier dann in eine neue Gruppe mit neuer Sprache rein, zurück in Deutschland dann wieder in eine neue Gruppe rein (altersbedingt).

Die ersten Wochen kam das Thema auch nie auf. Wir waren/sind fast täglich auf Spielplätzen, Indoor Spielplätzen oder in den Spielbereichen der malls. Der Mini Chef hat immer viel Spaß und sucht auch immer sofort den Kontakt zu anderen Kindern. Er ist nämlich ein wirklich offenes Kind und geht ohne Probleme auf fremde Kinder zu. Sobald ein Kind etwas schneller als Schrittgeschwindigkeit läuft, fühlt sich der Mini Chef dazu berufen, mit dem Kind Fange zu spielen. Das klappt auch meistens, denn die anderen wissen immer was er will, wenn er juchzend und schreiend auf das Kind zurennt. Faszinierend.

In den letzten zwei Wochen haben wir aber wie gesagt über das Thema Kindergarten immer mehr nachgedacht. Sollen wir den Mini Chef jetzt noch für sechs Wochen in den Kindergarten bringen oder nicht? Die Entscheidung fiel dann am Wochenende – ja wir tun es!

Ran an die vielen Formulare für die Pre-School

Nicht, dass ich nicht gerne und viel mit dem Mini Chef spiele. Aber egal wie viel ich auf der Erde rumrobbe oder mit ner Lego Rakete im dunklen Bad auf den Mars und den Mond fliege, es ist einfach etwas anderes, als wenn der Mini Chef mit Gleichaltrigen spielt. Und mal ehrlich: Ich liebe es, mit dem Kind zu spielen, aber tust du das sechs Wochen für mehrere Stunden am Tag, brauchste einfach mal ne Pause. Das ist nun mal so.

Also waren wir am Montagvormittag in einem Kindergarten ganz in unserer Nähe, hatten ein Gespräch und bekamen eine Führung. Wie erwartet, war der Mini Chef am Anfang ziemlich schüchtern. So ist er immer. Er braucht ein paar Minuten, um mit der neuen Umgebung warm zu werden, aber dann gibt es kein Halten mehr. Nach ca. 10 Minuten hat er sich von mir entfernt und gespielt und geguckt. Die anderen Kinder waren auch gleich ganz neugierig, haben ihn begrüßt und wollten wissen wie er heißt. Nach ca. 45 Minuten waren wir fertig und der Mini Chef hatte sein Herz an einen Bagger und an ein Feuerwehrauto verloren. Es lief richtig gut.

Wieder zuhause haben wir ihn gefragt, ob er denn nun öfter in diesen Kindergarten gehen möchte und ob es ihm gefallen hat? Beide Fragen bejahte er und so wird er ab morgen (bzw. ab heute, wenn ihr das lest) in einen amerikanischen Kindergarten gehen. Ist dit ufregend! Ick habe Puls!

Und da sich amerikanische Kindergärten in vielen Punkten von deutschen Kindergärten unterscheiden, will ick euch nun noch ein paar Infos darüber geben, da das glaube ich sehr spannend ist und viele interessiert. Dazu möchte ich sagen, dass sich diese Infos nur auf die Kindergärten beziehen, die wir uns hier in Kalifornien angesehen haben bzw. mit denen wir Kontakt hatten. In anderen Bundesstaaten oder Einrichtungen kann das auch janz anders sein.

Typisches Zimmer für die älteren Kinder

Zunächst einmal, ein Kindergarten in den USA nennt sich Pre-School. In den „kindergarten“ gehen Kinder erst, wenn sie in der Schule sind. Es gibt Pre-Schools für Kinder, die noch nicht Windelfrei sind und es gibt auch Pre-Schools in die nur Kinder gehen dürfen, wenn sie schon Windelfrei sind. Neben unserer Pre-School fanden wir nämlich noch eine andere toll, aber in die dürfen wir leider nicht, da der Mini Chef eben noch nicht Windelfrei ist.

Die Frage, ob das Kind „potty trained“ ist oder nicht, kommt auch direkt am Anfang. Das gibt es so in Deutschland ja nicht. Es gibt hier auch einen Toiletten-Trainingsplan. Du besprichst mit den Betreuern, ob dein Kind bereit für die Toilette oder das Töpfchen ist und dann wird das mit in den täglichen Ablauf integriert. Und zwar nach festen Vorgaben und einem festen Plan.

Die Betreuer werden hier mit Miss angesprochen. Also Miss Linda oder Miss Julie. Da fühlste dich ja irgendwie selber wieder wie ein Kind, wenn du sagst: „Hello Miss Linda. Ick bin die Muddi vom Mini Chef. Darf ich mal kurz austreten gehen?“

Bevor dein Kind in die Pre-School darf, musste erstmal einen riesigen Berg an Formularen ausfüllen. Das machste ja in Deutschland auch, aber hier ist es einfach mal viel mehr. Was die alles wissen wollen: Wie viel spielst du am Tag mit deinem Kind? Sind Bücher und Buntstifte zuhause verfügbar? Wie viel TV sieht dein Kind am Tag? Wie maßregelst du dein Kind? Wie belohnst und ermutigst du es? und so weiter. Es gibt auch ganz klare Symptome, ab wann dein Kind als krank gilt. Hat dein Kind eines dieser aufgelisteten Symptome darfst du es nicht in die Einrichtung bringen. Finde ich persönlich sehr gut, denn es gibt ja immer wieder Eltern, die ihr Kind mit Durchfall, Erbrechen und Fieber in den Kindergarten bringen (ja habe ich schon erlebt).

Mit diesen Symptomen bitte zuhause bleiben!

In die Einrichtung kommste nur, wenn du einen Code an der Tür eingibst. Es kann also wirklich niemand unbefugt das Gelänge betreten. Auch das finde ich sehr gut. Deinen persönlichen Code bekommst du am Anfang. Du musst dieesen Code dann auch noch mal in einem Computer eingeben. So wird sicher gestellt, wer sich aktuell auf dem Gelände bzw. im Gebäude befindet.

Rein in die gute Stube.

Wie in Deutschland auch sind die Gruppen nach Alterstufen unterteilt. Der Mini Chef ist jetzt in einer Gruppe der Dreijährigen. Wir haben einen Halbtagsplatz für drei Tage die Woche und der Mini Chef kann jetzt von 8.00-12.00 Uhr in die Pre-School gehen. Wenn du dein Kind morgens in die Einrichtung bringst, musste das auch noch mal auf einer Liste eintragen. In Deutschland machen das ja die Erzieher. Hier machste das selber.

Die Preise sind enorm hoch. Wir bezahlen für drei Tage die Woche von 8.00-12.00 Uhr $110. Das sind knapp 90€. Die Woche! Macht 360€ im Monat. Ich kenne nicht alle Preise deutscher Kindergärten, aber in Rheinland Pfalz sind die ja sehr günstig. Wir bezahlen z.B. im Monat 9€ mit Frühstück. Das ist ja nichts.

Zu den $110 die Woche kommen dann noch mal $75 Anmeldegebühr und die Gebühr für ein Erdbeben Ausrüstungs-Set. Ja Erdbeben.Wir sind in Kalifornien. Kann vorkommen, dass die Erde mal bebt. In den $110 Gebühr für drei Tage die Woche ist aber auch ein Frühstück und ein Mittagessen enthalten. Wir müssen dem Mini Chef also kein Essen mitgeben. Auf gesundes Essen wir in unserer Pre-School sehr viel Wert gelegt. Bei der Einführung wurde mir das direkt gesagt, dass es ausgewogene und gesunde Nahrung gibt. Das ist in amerikanischen Einrichtungen ja keine Selbstverständlichkeit.

Ansonsten ist der Tagesablauf ähnlich wie in deutschen Kindergärten. Es wird gespielt, gemalt, gebastelt, gesungen und viel draußen gespielt. Das geht hier natürlich fast täglich was sehr schön ist. Die Räume in der Pre-School sind im Vergleich zu deutschen Kindergärten Räumen mit vielen Kinderfiguren versehen. Ganz groß ist ja in Amerika die Sesamstraße. Und so hängen hier überall Elmo, Big Bird und Krümmelmonster rum. Der Mini Chef liebt ja die Sesamstraße und das passt dann perfekt.

Jeden Tag bekommst du, wenn du dein Kind wieder abholst, einen Bewertungszettel für dein Kind. Dort steht drauf wie der Gesamteindruck des Kindes war, was es gespielt, gemalt oder gebastelt hat, wie es gegessen hat, wie oft die Windel gewechselt wurde und was in der Windel war und wie es geschlafen hat (wenn es denn schläft). Und diesen Zettel bekommste JEDEN Tag. Das finde ich richtig gut. So weißt du als Eltern wirklich über alles bescheid. Sobald wir den ersten Zettel bekommen haben, zeige ich euch den dann mal.

In unserer Pre-School gibt es direkt am Eingang zwei Wände voll mit DVDs mit Kinderfilmen. Amerikanische Kinder schauen ja viel TV. Diese DVDs kannste dir für $1 ausleihen und mit nach Hause nehmen. Das damit verdiente Geld wird in die Pre-School gesteckt. Auf der einen Seite finde ich diese Idee super, denn ich glaube, es gibt viele Familien, die sich wirklich nicht mal ne Kinder DVD leisten können. Auf der anderen Seite denke ick mir, naja dann machste eben was anderes mit deinem Kind. Muss ja nicht TV gucken sein.

Große Auswahl an Kinderfilmen.

Aktuell üben die Kinder in unserer Pre-School für die Weihnachtsaufführung. Die ist am Freitag. Da gehen wir natürlich hin. Auch wenn der Mini Chef da noch nicht mitmachen wird. Übrigens gibt es in Amerika keine klassiche Eingewöhnungszeit, wie das in Deutschland üblich ist. Bei uns in der Pre-School ist es aber so, dass ich die ersten Tage dennoch da bleiben darf. Ich werde also wie in Deuscthland auch, so lange bleiben, bis sich der Mini Chef richtig eingewöhnt hat. Darüber bin ick sehr froh, denn ich habe schon von anderen deutschen Muddis in den Staaten gehört, dass sie auch am ersten Tag im Kindergarten das Kind abgegeben haben und sofort wieder los mussten.

Auch wenn es keine klassische Eingewöhhnung gibt,so dürfen Eltern dennoch den ganzen Tag über ohne Voranmeldung einfach so in die Einrichtung kommen und gucken, was ihre Kinder so machen. Machst du das, wirste auch nicht weiter beachtet. Du rennst da dann einfach rum, guckst dich um oder setzt dich hin.

So ihr Lieben, das war mal ein Einblick in einen amerikanischen Kindergarten. Ich finde das alles sehr spannend und bin schon super gespannt auf die nächsten Wochen. Als wir heute (bzw. für euch gestern) die Unterlagen in der Pre-School abgegeben haben, war der Mini Chef auch wieder gleich sehr interessiert und hat geguckt wie alle gesungen haben. Ich denke, ihm wird das sehr gut gefallen und er wird viel für sich mitnehmen können. Vor allem sein Englisch wir sich bestimmt sehr verbessern. Er spricht ja schon ungefähr 200-250 englische Wörter. Und er versteht auch die Fragen „Wie heißt du?“ und „Wie alt bist du?“ und er kann auf Englisch bis zehn zählen. Es ist wirklich unfassbar wie schnell Kinder in diesem Alter alles aufnehmen. Er erkennt auch die amerikanische Fahne. Immer wenn wir an einer vorbeifahren (was wir hier sehr sehr sehr oft tun) sagt er „Da ist Amerika!“. 

Ach und übrigens gibt es in unserem Kindergarten keine Ferien. Er hat, außer an den nationalen Feiertagen, immer geöffnet und zwar von 6.00 bis 18.00 Uhr. Weihnachten zum Beispiel ist nur am 25. und 26. zu und an Silvester am 31.12. und am 1.1.

Ich werde euch auf jeden Fall auf dem Laufenden halten und Anfang des nächsten Jahres wird es noch mal einen Bericht geben. Dann erzähle ick euch wie alles läuft und wie es dem Mini Chef in der Pre-School gefällt.

Neues Hobby Sticker einkleben.

Ich stelle also fest: Mit Kinderaugen betrachtet, freue ich mich schon auf die Pre-School, denn in meiner Gruppe ist ein fire truck. Und Miss Linda ist auch sehr nett, denn sie schenkt mir jedes Mal einen Sticker. Ich habe jetzt auch ein Sticker Album, in das ich alle meine gesammelten Sticker einklebe.


Eure Dajana